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Eine WWF-interne Untersuchung belegt Folter und die Gruppenvergewaltigung schwangerer Frauen – und wird trotzdem geheim gehalten

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BuzzFeed News hat eine Version des vertraulichen Dokuments erhalten, dass der WWF nicht veröffentlichen will.

Bilder einer Zeremonie zur Ausbildung von Parkwächtern im Salonga Nationalpark.
Bilder einer Zeremonie zur Ausbildung von Parkwächtern im Salonga Nationalpark. © Eriksson/ WWF-DRC / Via salonga.org

Dieser Text gehört zu einer mehrteiligen Recherche von BuzzFeed News Teil 1: Die Bundesregierung hat offenbar schwere Menschenrechtsverbrechen über Jahre mitfinanziert

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Der WWF hält Beweise für brutale Verbrechen zurück – darunter die Gruppenvergewaltigung und Folter von schwangeren Frauen durch Parkwächter in einem Nationalpark, der von der deutschen Bundesregierung mitfinanziert wird. Der WWF leitet gemeinsam mit kongolesischen Behörden den Park.

Der WWF und seine Partner hatten eine Untersuchung der Vorwürfe in Auftrag gegeben. Die deutsche Förderbank KfW – die im Auftrag der Bundesregierung Entwicklungshilfeprojekte finanziert – hatte die Untersuchung mitfinanziert.

BuzzFeed News liegt der unveröffentlichte Entwurf für den Abschlussbericht vor. Er enthält Zeugenberichte, wonach Parkwächter im Salonga Nationalpark vier Frauen geschlagen und vergewaltigt haben, die an einem Fluss Fische transportierten. Zwei der Frauen waren zu diesem Zeitpunkt schwanger. Eine von ihnen erlitten wenig später eine Fehlgeburt, eine andere brachte ein totes Kind zur Welt: „Sie sagt, dieser Verlust sei auf das zurückzuführen, was die Parkwächter mit ihr gemacht haben“, heißt es in dem WWF-Bericht.

Neu: Kurz nach dieser Veröffentlichung räumte der WWF eine zweite Untersuchung ein. Diesmal geht es um einen Doppelmord: Parkwächter sollen einen Mann erschossen und einen zweiten totgeprügelt haben. Alle Infos dazu hier.

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Die Untersuchung enthält auch Belege dafür, dass die Ranger in dem Park – der zum Großteil aus deutschen und amerikanischen Steuermitteln finanziert wird – einen Dorfbewohner getötet haben sollen. Andere Dorfbewohner seien gefoltert worden, indem ihre Penisse mit Angeldraht stranguliert wurden.

All diese Erkenntnisse wurden dem WWF im März vorgelegt, aber nie veröffentlicht. Auch die deutsche Förderbank KfW hat bis heute keinen finalen Bericht erhalten.

Zwei der beteiligten Ermittler sagten BuzzFeed News zudem, sie hätten zu wenig Zeit für die Untersuchung bekommen und die Teams seien daran gehindert worden, Hinweisen auf jüngere Verbrechen nachzugehen.

Dokumente und Zeugenaussagen zeigen sogar, dass Willy Elua, einer der an der Untersuchung beteiligten Juristen, aus dem Park fliehen musste: Parkwächter hatten aus Rache für seine Arbeit Pläne geschmiedet, ihn vor Ort zu töten. Elua warf dem WWF vor, die Ergebnisse des Berichts zu unterdrücken und nannte die Untersuchung „eine Parodie von Gerechtigkeit“.

Anfang März hatte eine internationale Recherche von BuzzFeed News gezeigt, wie der WWF Parkwächter finanziert und ausstattet, die zahlreiche Menschen verletzt, gefoltert, sexuell missbraucht und ermordet haben sollen. Diese Menschen leben in der Nähe von Naturschutzparks in Afrika und Asien. Als Reaktion auf die Vorwürfe hatte der WWF eine umfassende Untersuchung unter dem Vorsitz eines ehemaligen UN-Hochkommissars für Menschenrechte angekündigt. Die deutsche Sektion des WWF hatte eine eigene Untersuchung zur Einhaltung von Menschenrechten beauftragt.

Zu wenig Zeit und Ressourcen für echte Aufklärung?

Doch nun belegen neue Recherchen von BuzzFeed News: Nur wenige Wochen, bevor der WWF all das öffentlich ankündigte, hat er eine separate Untersuchung zu Gruppenvergewaltigungen und Folter-Vorwürfen in Salonga eingestellt.

Eine Kopie des Entwurfs, der BuzzFeed News vorliegt. © WWF / Via Obtained by BuzzFeed News

Zwar wurde dem WWF ein Bericht übergeben, der alarmierende Hinweise auf Missbrauchsfälle und Menschenrechtsverletzungen enthielt. Doch Unterlagen und Mails, die BuzzFeed News vorliegen, zeigen: Der WWF wollte diesen Entwurf zunächst nicht wie vereinbart mit seinen Partnern teilen – darunter auch die bundeseigene Förderbank KfW. Nach Protesten gab er nach, bestand jedoch darauf, dass die Partner sämtliche Details der Untersuchung intern und „nicht-öffentlich“ behandeln. Der WWF erklärte auf seiner Webseite, „um die Chance auf eine rechtskräftige Verurteilung der Schuldigen nicht zu gefährden“ und „aus Sorge um die Gesundheit und Sicherheit der Opfer und ihrer Gemeinschaften“ habe man sich entschieden, den Bericht nicht zu veröffentlichen. Alle an den Missbräuchen beteiligten Ranger seien auf Empfehlung des WWF und basierend auf den Ergebnissen des Berichts suspendiert worden.

„Die Behauptung, der WWF versuche, diesen Bericht zu verbergen und nichts zu unternehmen, weisen wir strikt zurück“, sagte ein WWF-Sprecher. „Es ist klar, dass der WWF entschieden auf den Bericht reagierte und dass dieser – weit davon entfernt, unterdrückt zu werden – proaktiv mit den zuständigen Behörden und Interessengruppen geteilt wurde, um rechtliche und andere Maßnahmen zu ermöglichen.“

Doch dieser Behauptung widersprechen Vorgänge in den USA. Dort war der WWF erst am gestrigen Mittwochabend heftig dafür kritisiert worden, den Abschlussbericht erst dann an ein Untersuchungskomitee des US-Kongresses übergeben zu haben, als WWF-Verantwortliche von der bevorstehenden Veröffentlichung durch BuzzFeed News erfahren hatten.

Zuvor hatte das Untersuchungskomitee umfangreiche interne Dokumente der amerikanischen WWF-Sektion angefordert: Die bisherigen Antworten des WWF hätten Fragen offen gelassen, „in welchem Ausmaß sich der WWF darüber bewusst war, dass von ihm finanzierte und ausgerüstete Einheiten eine Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen begangen haben könnten“, schrieb das Komittee.

Einem Mitarbeiter des Untersuchungskomitees zufolge ist der Bericht nur in einer redigierten Version übergeben worden – „mehr als drei Monate nachdem das Komitee ursprünglich Dokumente und Informationen vom WWF angefordert hatte“. Übermittelt wurden die Unterlagen durch die auf Lobbyarbeit bei der US-Regierung spezialisierte Agentur Cassidy & Associates. Regierungsunterlagen zeigen: die Agentur wurde erst am 9. Juli als Lobbyisten für den WWF registriert – einen Tag, nachdem BuzzFeed News Fragen an den WWF geschickt hatte. Am 10. Juli veröffentlichte der WWF dann seine Stellungnahme zum Salonga-Bericht auf seiner Webseite.

„Die Ergebnisse des vom WWF in Auftrag gegebenen internen Berichts sind schrecklich und beunruhigend“, so eine Mitarbeiterin des Untersuchungskomitees. „Als Partner der US-Regierung ist es völlig inakzeptabel, dass der WWF mit Parkwächtern arbeitet, die wegen Folter, Vergewaltigung und Mord angeklagt sind.“

Auch deutsche Steuer-Millionen flossen nach Salonga

Die Untersuchung ist Teil einer Welle von Überprüfungen, die in den Vereinigten Staaten und in Europa als Reaktion auf die Veröffentlichungen von BuzzFeed News gestartet wurden. Das „Governmental Accountability Office“ in den USA begann ebenso eine Untersuchung wie die „Charity Kommission“ des Britischen Königreichs. Eine Untersuchung der deutschen WWF-Sektion kam zu dem Ergebnis, dass der WWF mehr für den Schutz von Menschenrechten tun müsse.

Im März hatte BuzzFeed News über die schweren Vorwürfe gegen den WWF berichtet. © BuzzFeed News

Die deutsche Entwicklungsbank KfW hat Salonga im Auftrag der Bundesregierung seit 2016 mit 5,4 Millionen Euro unterstützt. Auch von der US-Regierung sind etliche Millionen geflossen. Der WWF ist Co-Manager des Parks und übernimmt, gleichberechtigt mit der kongolesischen Regierung, die Kontrolle über den Park und sein Personal. Dies soll helfen, Wilderer zu bekämpfen. Ein WWF-Mitarbeiter wurde 2016 zum Chef des Parks ernannt und ist damit verantwortlich für Hunderte von Parkwächtern, die Polizeibefugnisse haben. Auf der Webseite des WWF ist zu sehen, wie kongolesische Beamten ihrem neuen Chef feierlich ein Sturmgewehr übergeben.

Doch erst im vergangenen Sommer startete der WWF schließlich eine interne Untersuchung zu Menschenrechtsverletzungen. Die Nichtregierungsorganisation Rainforest Foundation hatte dem WWF und der KfW zuvor einen besorgniserregenden Bericht geschickt. Darin wurde Parkwächtern vorgeworfen, Bewohner von Gemeinden in der Nähe von Salonga vergewaltigt, gefoltert und ermordet zu haben.

Der BuzzFeed News nun vorliegende Bericht zeigt, dass die Ermittler ihre Untersuchungen im Februar 2019 durchgeführt haben – nachdem BuzzFeed News den WWF erstmals wegen Menschenrechtsverletzungen in Salonga kontaktiert hatte. Der WWF gab damals an, die Untersuchung habe sich wegen eines Ebola-Ausbruchs verzögert. Die Weltgesundheitsorganisation hatte die Region bereits im Juli 2018 Ebola-frei erklärt.

Vergewaltigung, Folter und Mord

Die Gruppe der WWF-Ermittler bestand aus Anwälten, Aktivisten für die Rechte indigener Gemeinden, Naturschützern und einem Mitarbeiter des WWF. Die Ermittler beschreiben in ihrem Bericht, eine Gruppe von Parkwächtern habe einige Frauen gestoppt, die an einem Fluss entlang gingen und gefangenen Fisch trugen. Der Parkwächter, der die Patrouille anführte, habe den Befehl gegeben, die Frauen anzugreifen. Die Frauen wurden Augenzeugenberichten zufolge zu Boden geworfen, geschlagen und dann von mehreren Rangern vergewaltigt.

Nach dem Angriff ging eines der Opfer blutend und mit „schrecklichen Schmerzen“ in eine lokale Klinik zur Behandlung, so der Bericht weiter. Der Krankenpfleger, der sie behandelte, berichtete den Ermittlern, ihr Zustand sei kritisch gewesen und sie sei fünf Tage lang in der Klinik geblieben, bevor sie „mangels finanzieller Mittel zu Hause weiter gepflegt werden musste“. Wenig später habe sie eine Fehlgeburt erlitten, so der Pfleger.

Ein weiteres Opfer war zum Zeitpunkt des Angriffs ebenfalls schwanger. Dem Bericht zufolge habe sie die Ranger angefleht, „sie zu verschonen, weil sie im sechsten Monat schwanger war“, aber die Wachen hätten sie trotzdem vergewaltigt. Ihr Mann erzählte den Ermittlern, er habe den Angriff gesehen und sei von den Parkwächtern geschlagen worden.

Ein Anwalt, der das Opfer in diesem Fall vertrat, berichtete einem Beamten von den Vorwürfen, woraufhin dieser versprach, die Gehälter der Ranger einzubehalten, um die Familien damit zu entschädigen. Die aber gaben an, nie Geld erhalten zu haben und dass die beschuldigten Ranger weiter im Park arbeiten würden, heißt es in dem Bericht.

In einem weiteren Fall aus 2015 holte ein Bewohner namens Gaby Simba an einem Fluss in der Nähe seines Dorfes Wasser, als ihn Parkranger verhafteten. Die Ranger zwangen ihn, sie zu seinem Bruder zu bringen, weil sie diesen der Wilderei verdächtigten. Als sie dort ankamen, schoss Simbas Bruder auf die Wachen und floh anschließend. Daraufhin sei Gaby Simba von den Parkwächtern so schwer gefoltert worden, dass er in ein Krankenhaus gebracht werden musste, wo er einen halben Tag später an den Verletzungen starb. Ein Pfleger berichtete den Ermittlern, sein Körper habe „keine Schusswunden, aber Stichwunden von Messern und Bajonetten“ gehabt.

Die Ermittler schlussfolgerten, dass Simba von den Rangern getötet wurde und dass ihre Handlungen „als vorsätzlicher Mord angesehen werden können“.

Nicht genug Zeit für Untersuchung vor Ort

Die Ermittler schrieben in ihrem Bericht, sie hätten lediglich acht Tage Zeit bekommen, um all die schweren Vorwürfe zu untersuchen, und dass dies nicht annähernd genug Zeit gewesen sei, um einerseits die bereits bekannten Fälle zu untersuchen – und um andererseits Hinweisen auf neuere Fälle nachzugehen.

„Während der Planung der Mission waren wir uns alle einig, dass sie drei Wochen dauern sollte“, sagte einer der Ermittler, Prince Lunungu. „Aber als es dann losging, war alles überstürzt.“

Für Tipps oder Hinweise erreichen Sie unseren Reporter unter marcus.engert@buzzfeed.com sowie über WhatsApp oder Signal unter +49 163 / 25 23 21 7. Für Hinweise und vertrauliche Dokumente haben wir außerdem einen anonymen und sicheren digitalen Briefkasten: tips.buzzfeed.com.

Lungungu sagte, er habe beispielsweise einen Dorfbewohner befragen wollen, dem angeblich von Parkwächtern ins Bein geschossen worden sei. Doch seine Partner vom WWF und der kongolesischen Naturschutzbehörde „wollten nicht, dass wir ihn treffen“. Ein anderer Ermittler, Willy Elua, berichtete BuzzFeed News, er habe Hinweise auf einen kürzlich verübten Mord bekommen, sei aber nicht in der Lage gewesen, diesen nachzugehen.

Selbst mit all diesen Einschränkungen kommt der Bericht zu einem eindeutigen Urteil: Die Aussagen der vier Opfer der Gruppenvergewaltigung seien „übereinstimmend und eindeutig“, schreiben die Autoren. Insgesamt führt er zwölf Ranger als Beschuldigte auf.

Ermittler wird von Parkrangern offenbar mit dem Tode bedroht

Die Untersuchung kam im Salonga Nationalpark offenbar nicht gut an. Nach Abschluss der Untersuchungen kam der Jurist Willy Elua noch einmal in den Park. Ein hochrangiger Park-Mitarbeiter habe ihm daraufhin gedroht, dass er „vielleicht nicht am Leben bleiben“ werde, sollte er sich über die Grenzen des Parks hinaus wagen. So erzählt es Elua gegenüber BuzzFeed News. Er sei schockiert gewesen, habe aber weitergearbeitet. Bald darauf habe er einen Anruf vom örtlichen Polizeichef erhalten: Dieser habe ihn gewarnt, den Park zu verlassen – die vom WWF unterstützten Parkranger hätten Pläne, ihn zu töten.

BuzzFeed News sprach mit einer Quelle, die anwesend war, als der Angehörige des Parkmanagements Elua bedrohte. Die Quelle möchte aus Angst vor Problemen mit der Parkleitung anonym bleiben. Die Person bestätigte die Schilderungen und gab an, mit Elua nach der Warnung der Polizei aus dem Park geflohen zu sein.

Nach dem Vorfall schrieb der Leiter der gemeinnützigen Organisation, für die Willy Elua arbeitet, dem WWF einen Brief, um sich über die „persönlichen Bedrohungen“ gegenüber seinem Mitarbeiter zu beschweren. Auch die Rainforest Foundation beschwerte sich beim WWF und teilte mit, ihr lägen Hinweise auf neuere Menschenrechtsverletzungen im Salonga Nationalpark vor.

Marco Lambertini, Generaldirektor des WWF, antwortete, der WWF sei von den Schilderungen besorgt und habe die Hinweise an das zuständige Team weitergeleitet. Man wolle außerdem Parkwächter im Salonga anweisen, künftig zivile Akteure nicht mehr zu bedrohen.

Warum der WWF will, dass der Bericht geheim bleibt

Ursprünglich hatte der WWF zugesagt, die Ergebnisse der Untersuchung sowohl der Rainforest Foundation als auch der KfW und damit der deutschen Bundesregierung zur Verfügung zu stellen. Doch die für den März vereinbarte Frist verstrich, ohne dass eine der Partner den Bericht bekommen hätte. Befragt danach, wo denn der Bericht bliebe, antwortete ein hochrangiger WWF-Vertreter sowohl der Rainforest Foundation als auch der bundeseigenen KfW: dem WWF sei geraten worden, den Bericht mit niemandem zu teilen, damit man ihn für eine unabhängige Untersuchung verwenden könne, darum habe man sich entschieden, von der ursprünglichen Vereinbarung abzurücken.

BuzzFeed News liegt der zugehörige Mailverkehr vor. Wütend antwortete Simon Counsell, Vorsitzender der Rainforest Foundation in Großbritannien, dass dies „völlig inakzeptabel“ sei. Der WWF gab schließlich nach und verschickte den Berichtsentwurf – allerdings unter der Maßgabe strengster Vertraulichkeit und nur in Papierform, nicht elektronisch.

Die KfW bestätigte BuzzFeed News, dass sie Anfang April einen Entwurf für den Abschlussbericht erhalten habe. Seitdem, so eine Sprecherin, prüft die KfW, „ob bei einzelnen Punkten des Berichts noch weiterer Klärungsbedarf besteht“. Erst wenn „die Erkenntnisse aus den weiteren durch den WWF veranlassten unabhängigen Untersuchungen vorliegen“ wolle man „in enger Abstimmung mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit BMZ die dann gegebenenfalls notwendigen Konsequenzen ziehen“. Das sei voraussichtlich im August 2019 der Fall.

Willy Elua sagt, er habe ebenfalls noch keine fertige Version des Berichts gesehen. „All das lässt uns glauben: der WWF hat gar nicht den Willen, ihn zu veröffentlichen", sagte Elua BuzzFeed News. „Anscheinend wollen sie die Situation so richtig vermasseln und uns eine Parodie von Gerechtigkeit vorführen.“

Simon Counsell von der Rainforest Foundation wies die Behauptungen der Wohltätigkeitsorganisation zurück, der Bericht könne zum Schutz der Vertraulichkeit der Opfer nicht veröffentlicht werden: „Dies ist kein plausibles Argument, wenn doch a) die Behörden angeblich Strafverfolgungsmaßnahmen eingeleitet haben und b) die Täter angeblich angeklagt wurden, sich aber möglicherweise noch in den Gemeinden befinden, in denen sie ihre Straftaten begangen haben“, sagte er gegenüber BuzzFeed News. „Der Bericht hätte bearbeitet werden können, um alle Informationen zu entfernen, die gefährdete Personen identifizieren. Das ist nichts anderes als eine Vertuschung.“

Die kongolesische Regierung wollte sich zu den Vorgängen nicht äußern. Der WWF erklärte, er habe „nachdrücklich und auf höchster Ebene bei den Behörden der Demokratischen Republik Kongo dafür eingesetzt, das Verfahren voranzutreiben und alle mutmaßlichen Täter vor Gericht zu stellen“. Man habe außerdem das „sofortige Ende der gemeinsamen Patrouillen von Rangern und militärischen Einheiten“ beschlossen und arbeite an einem neuen Verhaltenskodex und einem neuen Beschwerdemechanismus.

Nun wolle man „in den kommenden Wochen und Monaten den intensiven Austausch mit diversen Partnern suchen, darunter indigene Völker und lokale Gemeinschaften, (...)“, so der WWF weiter. „Wir möchten den am stärksten betroffenen Menschen und Gemeinschaften zuhören (...)“.

Mitarbeit: Zorro Maplestone, Morgane Mounier, Claire Sergent

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- BuzzFeed News hatte nach einer jahrelangen internationalen Recherche über Vorwürfe schwerster Menschenrechtsverletzungen in Naturschutzgebieten berichtet, darunter Mord, Folter und Gruppenvergewaltigungen. Beschuldigt wurden Parkwächter eines Parks, den der WWF gemeinsam mit staatlichen Behörden leitet und der auch mit Geld der deutschen KfW finanziert wird.

- Der WWF soll darüber hinaus Einwände der indigenen Bevölkerung gegen die Errichtung eines neuen Parks unterschlagen haben, um so EU-Fördermittel zu erlangen. Die vor Ort siedelnden Indigenen hatten Befürchtungen geäußert, ein neuer Park könnte zu mehr Gewalt und Repressalien durch Parkwächter führen.

- Erst im Mai wurden neue Vorwürfe gegen Parkwächter in einem von Deutschland finanzierten Naturschutzgebiet namens „Messok Dja“ laut.

- Nachdem die KfW sich geweigert hatte, Informationen dazu herauszugeben, klagte BuzzFeed News auf Herausgabe von Unterlagen.

- Die Recherche hatte eine internationale Berichterstattung nach sich gezogen. Diverse WWF-Sektionen kündigten daraufhin an, externe Untersuchungen in die Wege zu leiten. Ein erster interner Zwischenbericht hatte dem WWF Deutschland daraufhin Probleme beim Schutz von Menschenrechtsvorgaben bescheinigt.

Dieser Artikel erschien auch auf Englisch.

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