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Uber-Manager will im Privatleben von Journalisten herumschnüffeln

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Uber Vize Emil Michael schlägt vor, das Privatleben von Unternehmenskritikern zum Gegenstand von Recherchen zu machen. Michael entschuldigte sich am Montag für seine Äußerungen.

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BuzzFeed.de © David Paul Morris/Bloomberg via Getty Images

Emil Michael, Senior Vice President of Business bei Uber, im Juli.

Ein leitender Manager von Uber hat vorgeschlagen, das Unternehmen solle ein Team von Rechercheuren anheuern, um negatives Material gegen kritische Journalisten zu sammeln. Insbesondere Details aus dem Privatleben einer Journalistin, die die Firma kritisiert hat, sollten im Zentrum der Nachforschungen stehen.

Der Manager, Emil Michael, machte diese Äußerungen in einem Gespräch, von dem er später sagte, er habe es als inoffiziell und vertraulich betrachtet. In einer von Uber am Montagabend verbreiteten Stellungnahme erklärte er, er bedaure die Äußerungen, und sie spiegelten nicht den Standpunkt des Unternehmens wieder.

Die Äußerungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem Uber gerade ein besseres Verhältnis zu den Medien und ein besseres Image seines Management-Teams in den Medien aufbauen will. Uber wurde dort in einigen Berichten als unsensibel und übermäßig aggressiv dargestellt, unabhängig vom geschäftlichen Erfolg des Unternehmens.

Michael, der seit über einem Jahr als Vice President of Business bei Uber ist, brachte die Idee am Freitag bei einem Abendessen im Restaurant Waverly Inn in Washington ins Gespräch, bei dem eine Schar einflussreicher Gäste einschließlich des Schauspielers Ed Norton und der Verlegerin Arianna Huffington zugegen waren. Gastgeber war Ian Osborne, ehemaliger Berater des britischen Premierministers David Cameron und jetzt Berater der Firma.

Auf die Bemerkung einiger Anwesender, dass ein solcher Plan für Uber zu einem Problem werden könnte, antwortete Michael: "Keiner würde wissen, dass wir das waren."

Emil Michael, von Kalanick als "einer der Top-Leute im Valley" bezeichnet, als er in die Firma kam, ist eine charismatische und wohlangesehene Figur und war von Klout zu Uber gewechselt. Er sitzt auch in einem Beraterkommittee des US-Verteidigungsministeriums.

Beim Essen sprach er über die Idee, "eine Million Dollar" auszugeben, um vier professionelle Rechercheure und vier Journalisten anzuheuern. Dieses Team solle Uber helfen, sich gegen die Presse zu wehren, dabei "das Privatleben und die Familien der Leute" durchleuchten und es den Medien so mit ihren eigenen Mitteln heimzahlen.

Michael sprach vor allem über eine Journalistin, Sarah Lacy, Redakteurin der Silicon-Valley-Website PandoDaily, eine gelegentlich kämpferische Stimme in der Branche. Lacy hatte Uber kürzlich wegen "Sexismus und Frauenfeindlichkeit" kritisiert. Sie hatte geschrieben, sie habe ihre Uber-App gelöscht, nachdem BuzzFeed News berichtete, dass Uber anscheinend mit einem französischen "Escort"-Dienst zusammenarbeite. "Ich weiß nicht, was noch passieren muss, damit wir verstehen, dass die Firma uns einfach nicht respektiert und unsere Sicherheit keine Priorität für sie hat", so Lacy.

Während des Essens äußerte sich Michael entrüstet über Lacys Kolumne und sagte, Frauen seien einem viel höheren Risiko ausgesetzt, von einem Taxifahrer als von einem Uber-Fahrer angegriffen zu werden. Er äußerte die Meinung, Lacy solle "persönlich verantwortlich" gemacht werden für jede Frau, die ihrem Beispiel folgend Uber löschen und danach in einem Taxi sexuell angegriffen werden würde.

Anschließend kam er auf den Plan mit der privaten Recherche zurück. Wenn Leute von Uber bei Lacy nach schmutziger Wäsche suchen würden, so Michael, würden sie sie bloßstellen können. Insbesondere würden sie eine bestimmte und sehr spezifische Behauptung über ihr Privatleben beweisen können.

Michael sagte zu keinem Zeitpunkt, Uber habe tatsächlich bereits Rechercheure angeheuert oder dieses geplant. Er stellte es aber als eine für das Unternehmen sinnvolle und legitime Maßnahme dar.

In einer später verbreiteten Stellungnahme sagte Michael später: "Die mir zugeschriebenen Bemerkungen wurden während eines privaten Essens bei einer inoffiziellen Diskussion gemacht und entstanden aus der Frustration über das, was ich als Sensationshascherei in den Medien über die Firma empfinde, für die zu arbeiten ich stolz bin. Sie entsprechen nicht meiner tatsächlichen Meinung und stehen in keinerlei Bezug zu den Ansichten und der Haltung des Unternehmens. Sie waren ungeachtet aller Umstände falsch, und ich bedaure sie."

Uber - Sprecherin Nairi Hourdajian sagte, die Firma betreibe keine Recherchen irgendwelcher Art gegen kritische Journalisten und habe dies niemals in Betracht gezogen. Sie sagte außerdem, Uber betrachte Lacys Privatleben keinesfalls als legitimes Objekt und betrachte sie auch nicht als verantwortlich für sexuelle Gewalt gegen Frauen.

Hourdajian sagte weiter, Uber habe klare Richtlinien dagegen, seinen Managern Einsicht in die Reisedaten von Journalisten zu gewähren, die diese während ihren Fahrten mit dem Dienst hinterlassen.

"Jede Aktivität dieser Art wäre eine klare Verletzung unserer Datenschutz- und Datenzugriffs-Richtlinien", sagte Hourdajian in einer E-Mail. "Zugriff und Nutzung von Daten ist nur zu legitimen Geschäftszwecken zulässig. Diese Richtlinien gelten für alle Mitarbeiter. Wir überwachen und überprüfen diesen Zugriff regelmäßig."

Im Kontrast dazu steht die Erfahrung der BuzzFeed-News-Journalistin Johanna Bhuiyan. Während einer Diskussion zwischen ihr und dem New Yorker Uber-Geschäftsführer nahm dieser Einsicht in das Uber-Profil der Journalistin, um seine Aussagen über die Regeln von Uber zu illustrieren. Dies hatte sie ihm zu keiner Zeit während ihrer E-Mail-Korrespondenz gestattet.

Über den Journalisten Michael Wolff war auch ein Redakteur von BuzzFeed eingeladen worden; Wolff sagte später, er habe versäumt darauf hinzuweisen, dass das Treffen vertraulich und inoffiziell sein sollte. Weder Kalanick noch sein Leiter der Unternehmenskommunikation oder sonst ein Vertreter von Uber brachten BuzzFeed News gegenüber zum Ausdruck, die Veranstaltung sei vertraulich.

Während des Abendessens argumentierte Uber-Geschäftsführer und -Gründer Travis Kalanick, eine jungenhafter End-Dreißiger mit zerzaustem angegrauten Haar im Pullover statt Anzug, er sei in der Presse fälschlich als Ideologe ohne einen Sinn für die Klagen von Fahrern und Fahrgästen dargestellt worden. In Wirklichkeit sei er nur damit beschäftigt, ein ganz neuartiges Unternehmen aufzubauen, dass seine eigenen kühnsten Erwartungen wie auch die anderer weit hinter sich ließe.

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