Der WWF will einen neuen Nationalpark errichten und unterschlägt für EU-Fördermittel die Ablehnung der einheimischen Bevölkerung

    Der WWF hat behauptet, Einheimische würden einen neuen Nationalpark unterstützen. Sorgen der Menschen wurden aus den Dokumenten gelöscht.

    Dies ist Teil drei einer einjährigen BuzzFeed News Recherche. Hier geht es zur bisherigen Berichterstattung.

    Der WWF hat der EU gegenüber versichert, die einheimische Bevölkerung stünde der Errichtung eines neuen Nationalparks „positiv“ gegenüber, obwohl ein interner Bericht große Angst vor „Unterdrückung“ durch die Parkschützer dokumentiert hatte.

    Die EU hat daraufhin dem WWF Fördermittel in Höhe von einer Million Euro für den geplanten Park Messok Dja in der Republik Kongo bewilligt – allerdings unter der Vorbedingung, dass die indigene Bevölkerung dem Vorhaben zugestimmt habe.

    Der BuzzFeed News vorliegende Fördermittelantrag an die EU zeigt jedoch, dass dort entscheidende Passagen eines hierfür beauftragten vertraulichen WWF-Berichts gelöscht wurden: Jene Passagen, die zeigen, dass die einheimische Bevölkerung zum Teil vehement gegen die Errichtung des neuen Parks ist.

    Andere Teile dieses WWF-Berichts wurden wörtlich in den EU-Antrag kopiert – nicht jedoch jene Absätze, die beschreiben, was manche Dorfbewohner befürchten: Dass der Park sie von ihrem angestammten Land vertreiben könnte. Dass er sie daran hindern werde, Nahrung für ihre Familien zu sammeln. Und dass er sie Misshandlungen durch Parkwächter aussetzen würde.

    Eine aktuelle Recherche von BuzzFeed News hatte vergangene Woche enthüllt, wie der WWF seit Jahren Wildhüter finanziert, die Dorfbewohner getötet und gefoltert haben, weil sie in der Nähe der Nationalparks leben. Die Umweltschutzorganisation setzte ihre Unterstützung für diese Einheiten auch dann noch fort, als ihr Beweise für die Misshandlungen indigener Bevölkerungen vorlagen. Als Reaktion auf die Recherche hat der WWF eine unabhängige Untersuchung eingeleitet.

    Als Reaktion auf Fragen zu dem geplanten neuen Park Messok Dja erklärte der WWF: „Alle erhobenen Anschuldigungen wie auch das Management werden in dieser unabhängigen Überprüfung untersucht.“

    Die einheimischen Bewohner in der Region Messok Dja nannten als Grund, warum sie den neuen Park ablehnen, explizit die Anwesenheit der Parkwächter: „Sie befürchten durch diese Initiative den Anstieg von Unterdrückung durch die Parkwächter“, beschreibt der WWF-interne Bericht die Situation.

    Im Förderantrag an die EU ist davon nichts zu finden. Vielmehr heißt es dort, die lokale Bevölkerung sei bei der Planung involviert gewesen.

    „Das ist eine koloniale Art, Naturschutz zu betreiben“, sagte Jerome Lewis, einer der weltweit führenden Experten für indigene Rechte, nach Durchsicht der Dokumente gegenüber BuzzFeed News. „Um sicher sein zu können, dass die Zustimmung vorliegt, muss die befragte Person auch die Gelegenheit gehabt haben, den Vorschlag abzulehnen. Das ist hier nicht der Fall.“

    Eine Sprecherin der Europäischen Union erklärte, man nehme die Berichte über die Menschenrechtsverletzungen „sehr ernst“ und werde den Enthüllungen von BuzzFeed News „nachgehen“, wonach der WWF Mittel für Einheiten bereitstelle, die an Gräueltaten gegen indigene Völker beteiligt sind. Die Sprecherin bestätigte, dass die EU den WWF-internen Berichts mit den Sorgen der einheimischen Bevölkerung nicht erhalten habe. Man habe die Gespräche der Naturschutzorganisation mit den Dorfbewohnern über den neuen Park allerdings verfolgt und den Eindruck, dass der WWF diese „sorgfältig“ durchgeführt habe.

    Welche Rolle spielt Deutschland?

    Auf der Webseite der deutschen Sektion des WWF heißt es: „Wir wollen das Gebiet als Nationalpark ausweisen. Der WWF Deutschland unterstützt hier die Wildhüter mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ).“

    BuzzFeed News hat sowohl das Bundesministerium als auch den WWF Deutschland um Antworten auf die Frage gebeten, ob bei der Beantragung und Bewilligung dieser Mittel ebenfalls erhobene Einwände der einheimischen Bevölkerung unterschlagen wurden. Ein Sprecher des BMZ erklärte, das sei nicht der Fall:

    „Die auf der Internetseite genannten BMZ-Mittel beziehen sich auf ein im April 2017 abgeschlossenes regionales Projekt in Zentralafrika (Kamerun, Demokratische Republik Kongo, Zentralafrikanische Republik, Gabun und Republik Kongo – hier unter anderem auch im Gebiet Messok Dja) zu Wilderei und illegalem Handel mit Wildtieren. Die Ausweisung eines potenziellen Schutzgebietes in Messok Dja war nicht Teil des Projektes.“

    Eine Sprecherin des WWF Deutschland antwortete BuzzFeed News am Telefon, man werde auf die übersandten Fragen nicht antworten: einerseits, weil eine ähnliche Anfrage auch dem WWF in London gestellt worden sei und andererseits, weil das BMZ bereits geantwortet habe und man dieser Antwort nichts hinzufügen werde.

    BuzzFeed News hat das BMZ gebeten, zu erklären, warum Presseanfragen an das Bundesministerium an Dritte weitergegeben werden und weshalb Antworten des Ministeriums mit dem WWF vor Versand abgestimmt werden. Das BMZ hat bislang nicht darauf geantwortet.

    Messok Dja: Neuer Naturschutzpark, neue Unterdrückung?

    Messok Dja ist ein dichter Regenwald im Nordwesten der Republik Kongo. Er beheimatet eine große Elefantenpopulation, daneben Gorillas, Kronenadler und vom Aussterben bedrohte Schuppentiere.

    Der WWF setzt sich seit Langem bei Regierungen dafür ein, das Gebiet zu einem Naturschutzreservat zu erklären und begründet das damit, dass das Gebiet „stark gefährdet durch intensive Wilderei an Elefanten und den Schmuggel von Elfenbein“ sei.

    Wenn Regierungen Gebiete zu Naturschutzparks erklären, verlieren einheimische Bewohner und indigene Bevölkerungen oft Zugang zu ihrem angestammten Land, auf dem sie seit Langem leben und auf welches sie für Nahrung und als Zufluchtsort angewiesen sind. Dem WWF-internen Bericht zufolge wären 8.000 Menschen und rund 50 dörfliche Gemeinschaften von der Errichtung eines Naturschutzparks in Messok Dja betroffen – darunter 17 Dörfer, die zum Teil von Angehörigen der indigenen Bevölkerung der Baka bewohnt werden.

    BuzzFeed News recherchiert weiter zum Thema. Habt ihr Tipps oder Hinweise? Dann meldet euch bei unserem Reporter Marcus Engert: marcus.engert@buzzfeed.com. Marcus ist auch über WhatsApp und Signal zu erreichen: +49 163 / 25 23 21 7. Für Hinweise und vertrauliche Dokumente haben wir außerdem einen anonymen und sicheren digitalen Briefkasten.

    Indigenen Völkern steht das Recht zu, zu jedem Projekt, das ihr Land betrifft, ihre „freie, vorherige und informierte Zustimmung“ zu geben – dies ist offiziell von den Vereinten Nationen anerkannt. Laut WWF ist diese Zustimmung Teil der WWF-Prinzipien: Man handele nach dem Prinzip, dass der Schutz der Menschen und der Schutz der Natur „zwei Seiten der selben Münze“ seien.

    Im Jahr 2010 gelang es der Naturschutzorganisation, die lokale Regierung davon zu überzeugen, den Regenwald als potenzielles Schutzgebiet auszuweisen.

    Im darauffolgenden Jahr schickte der WWF einen Berater nach Messok Dja: Sam Nziengui-Kassa. Nziengui-Kassa hat eine Anfrage von BuzzFeed News für eine Stellungnahme nicht beantwortet.

    In einigen Dörfern, die Nziengui-Kassa bereiste, waren die Menschen „beinahe überzeugt“ von der Idee des Parks, berichtete er. Einige sagten, sie hofften, das würde „helfen, das Problem der Jugendarbeitslosigkeit anzugehen und Konflikte mit der Tierwelt zu verringern.“

    Doch an anderen Orten stieß der Berater auf deutliche Widerstände. Dorfbewohner hatten Angst vor „Repressionen durch Umweltschützer“, die für Patrouillen im Park gebraucht würden. Zudem befürchteten sie, dass ihnen die Jagd auf dem Land, das sie seit Generationen bewohnen, verboten würde. „Sie verbinden die Idee grundsätzlich mit der Vorstellung, dass sie keinen Zugang mehr zum Wald haben“, schrieb er. Die Einheimischen machten den WWF für die Aktionen der Parkwächter verantwortlich und waren daher „sehr zurückhaltend“, mit dem Berater zu sprechen – „aus Misstrauen“.

    Einige Monate nachdem Nziengui-Kassa seinen Bericht fertiggestellt hatte, wurde dieser an die EU übergeben. Nach einer Informationsfreiheitsanfrage erhielt BuzzFeed News eine Kopie des Berichts sowie die Auskunft, man habe auch nach eventuellen weiteren WWF-Dokumenten gesucht, die die Zustimmung vor Ort betreffen, dazu aber nichts gefunden.

    Einige Teile des Berichts sind wortwörtlich in den EU-Antrag übernommen worden, ohne ihre Herkunft kenntlich zu machen. Dabei ging es größtenteils um Hintergrundinformationen über die Lebensweise der lokalen Bevölkerung, wie etwa die Feldfrüchte oder die Forstkulturen, die angebaut werden.

    Die Beschreibungen aber, in denen die Dorfbewohner in Gesprächen für den Bericht Ablehnung und Angst äußerten, finden sich nicht im Förderantrag. Ängste vor Misshandlungen und Missbrauch durch die Parkwächter werden ebenfalls nicht erwähnt – wie auch ein kompletter Absatz mit der Überschrift „Schwierigkeiten“.

    „Zusammengefasst sind die in dieser Untersuchung befragten lokalen Bewohner mehrheitlich für die Errichtung eines Naturschutzgebiets in Messok-Dja“, resümiert der Förderantrag.

    Dieser Satz findet sich im WWF-internen Bericht nicht. Er stammt aus einem anderen WWF-internen Bericht, in welchem die ökonomischen Auswirkungen des Parks untersucht werden – eine Frage, die für die Untersuchung der Zustimmung oder Ablehnung lokaler Einheimischer nicht sehr zentral ist.

    „Sie essen in dem Wald. Sie jagen in dem Wald. Sie leben in dem Wald“, so ein Aktivist der in der Nähe eines Baka-Dorfs lebt, über die Indigenen Völker in der Region. „Wenn hier also etwas geplant wird dann sollte das mit ihrer Zustimmung passieren, denn es ist ihr Wald.“

    Die Hilfsorganisation „Survival International“, die sich für die Rechte indigener Menschen einsetzt, hatte vor einigen Monaten ebenfalls über die ablehnende Haltung der Baka berichtet.

    Baka-Mitglied Odette erzählt, wie sie Opfer von gewaltsamen Übergriffen durch Parkwächter wurde.

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    Es ist nicht das erste Mal, dass ein Bericht des WWF der Frage nachgeht, ob die Zustimmung der indigenen Bevölkerung wirklich vorliegt. Schon im Jahr 2015 hatte eine Untersuchung des WWF über Menschenrechtsverbrechen durch Parkschützer im Lobéké National Park in Kamerun ähnliche Fragen aufgeworfen.

    Obwohl sich der WWF „verpflichtet hat, das Recht der Baka auf freie, vorherige und informierte Zustimmung zu Schutzgebieten und Arbeiten vor Ort zu respektieren“, schrieb der Autor des Berichts, vor Ort „geben die Baka an, sie seien nicht konsultiert worden. Stattdessen sei ihr Land ohne ihre Zustimmung in Schutzgebiete umgewandelt worden“.

    Der WWF hingegen schmückte sich öffentlich mit seinem Vorgehen. Als Reaktion auf Kritik an der Arbeit in Kamerun veröffentlichte die Naturschutzorganisation eine Presseerklärung: Die Vereinten Nationen hätten das Procedere des WWFs, die Zustimmung indigener Gemeinschaften einzuholen, als "best practice" gelobt.

    Eine falsche Darstellung der Ergebnisse der Vereinten Nationen – so nennt es die Berichterstatterin der Vereinten Nationen selbst: Victoria Tauli-Corpuz, die UN-Sonderberichterstatterin für die Rechte indigener Völker, sagte auf einer Konferenz 2017, es sei „nicht akzeptabel“, dass der WWF ihre Worte als Antwort auf die Kritik „missbraucht“ habe. Sie habe lediglich die Tatsache gelobt, dass die Naturschutzorganisation die Zustimmung der indigenen Bevölkerung einholen wolle. Zu keinem Zeitpunkt habe sie damit sagen wollen, dass „die Arbeit in Naturschutzangelegenheiten generell vorbildlich ist“.

    Tauli-Corpuz beschrieb mit sehr anderen Worten, wie die Parkwächter die indigene Bevölkerung behandele: Sie nannte den Umgang mit den Baka „faschistisch“ und sagte, der WWF solle lieber „sorgfältig die Anschuldigungen gegen sich untersuchen und angemessen auf diese reagieren“, anstatt „sich zu verteidigen“.

    Der WWF entfernte daraufhin kommentarlos alle Hinweise auf das Lob der Vereinten Nationen aus der Pressemitteilung auf der eigenen Website.

    UPDATE: WWF Deutschland löscht Interview von seiner Webseite

    Unterdessen hat der WWF Deutschland einen Artikel von seiner Webseite offline genommen: Es handelt sich um ein Interview mit Jonas Eriksson, dem WWF-Projektleiter im Salonga Nationalpark. Auf die Frage „Wie steht die Bevölkerung zu den Guards?“ hatte Eriksson dort geantwortet: „Okay - wenn sie sich benehmen. Die Leute sind aber auch skeptisch. EcoGuards haben Gewehre. Und mit Gewehren kann man viel Ärger machen.“ Auf die Löschung hatte „Survival International“ hingewiesen, eine archivierte Version der Seite ist noch verfügbar.


    Parteien fordern Untersuchung der Förderung für den WWF – KfW in der Kritik

    Welche Rolle spielen BMZ und KfW?

    Die „Kreditanstalt für Wiederaufbau“, die als Förderbank des Bundes im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Naturschutzprojekte finanziert, erklärte, die Vorwürfe würden derzeit untersucht. Man habe von weiteren Beteiligten Informationen angefordert und eine Aufklärungsmission entsandt: „Die Mission fand im Februar 2019 statt, der Untersuchungsbericht dazu liegt der KfW jedoch noch nicht vor. Auf Basis einer Prüfung des Berichts wird die KfW ggf. weitere Schritte einleiten“, so eine Sprecherin. Sechs weitere Fragen, die der KfW seit dem 23. Januar 2019 vorliegen, wurden bislang nicht beantwortet. Auch weigerte sich die KfW einem Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz zur Herausgabe von Dokumenten Folge zu leisten. BuzzFeed News prüft, gerichtlich dagegen vorzugehen.

    Steffi Lemke, parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, kritisierte das Vorgehen der KfW: „Wir erwarten eine lückenlose Aufklärung der Vorwürfe. Daran sollte auch der KfW gelegen sein. Und zwar auch ohne IFG“, schrieb Lemke auf Anfrage von BuzzFeed News.

    Ähnlich äußerte sich Eva-Maria Schreiber von der Linksfraktion: „Leider passiert es auch uns in unserer Arbeit zur KfW oder deren Tochtergesellschaft DEG immer wieder, dass uns wichtige Unterlagen mit dem Hinweis auf das Geschäftsgeheimnis vorenthalten werden. (...) Diese Praxis muss sich unbedingt ändern.“

    Die Recherchen von BuzzFeed News haben unterdessen auch den Bundestag und die Bundesregierung erreicht.

    Die Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Gyde Jensen von der FDP-Fraktion, erklärte:

    „Menschen dürfen unter keinen Umständen Opfer von Gewalt und Folter werden. Die Berichte machen weiter deutlich, unter welchen schwierigen Bedingungen indigene Völker leben und gesellschaftliche Akzeptanz bis heute fürchten müssen. Wenn Nichtregierungsorganisationen oder Förderbanken nicht ausreichend Transparenz ihrer Arbeit garantieren können, um die eigenen Mitarbeiter und Mittelverwendung zu überprüfen, sollten sie sich konsequent aus Projekten zurückziehen. Dies gilt auch für Mittel aus Bundesministerien.“

    Hermann Gröhe, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, veröffentlichte folgendes Statement:

    „Die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag hält eine unabhängige Aufklärung der schwerwiegenden Vorwürfe gegenüber dem WWF für dringend geboten. Wir begrüßen, dass sowohl WWF International wie auch WWF Deutschland – auch zum Schutz ihrer wichtigen Arbeit – eine solche Prüfung durch Einschaltung unabhängiger Fachleute eingeleitet haben. Die Bundesregierung muss dies eng begleiten. (...) Die mit deutschen Geldern finanzierten Maßnahmen müssen dabei aber selbstverständlich immer rechtsstaatlich einwandfrei sein. Nach Vorlage der Ergebnisse der Prüfungen muss bewertet werden, ob und ggf. welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um eine ordnungsgemäße Verwendung von Steuer- und Spendengeldern im Kampf gegen die Wilderei sicherzustellen.“

    Steffi Lemke, die parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und naturschutzpolitische Sprecherin der Fraktion, schrieb BuzzFeed News:

    „Es braucht jetzt Aufklärung und dann erforderlichenfalls Konsequenzen und zwar ohne Ansehen von Personen oder Institutionen. Alle beteiligten Institutionen – von WWF über Bundesregierung bis zur KfW – müssen Antworten auf die Vorwürfe liefern (...). Nach solch schwerwiegenden Vorwürfen müssen Bundesregierung, BMZ und KfW selbstverständlich ihre Förderpraxis überprüfen: Konkret im vorliegenden Fall im entsprechenden Zeitraum, aber auch allgemein mit Blick auf Partnerorganisationen und die Förderung von Schutzgebieten. (...) WWF aber auch die Bundesregierung müssen sich fragen lassen, wie ihr dies über Jahre entgehen konnte, sollten sich die Vorwürfe bestätigen.“ Man wolle mit einer parlamentarischen Initiative auf die Recherche reagieren.

    Eva-Maria Schreiber von der Linksfraktion, die im vergangenen Jahr mehrere Kleine Anfragen zur Situation indigener Völker stellte, antwortete BuzzFeed News:

    „Bundesregierung, KfW müssen ihre jetzige Schutzgebietsförderung einer umfassenden Überprüfung unterziehen: wie ist sie aus menschenrechtlicher Sicht zu bewerten, und wie aus entwicklungspolitischer? Immerhin kommen die meisten deutschen Gelder bei der Schutzgebietsförderung aus dem BMZ, das einen klaren entwicklungspolitischen Auftrag hat. (...) Das BMZ ist stolz auf seinen Menschenrechtsleitfaden. Dieser ist für Durchführungsorganisationen im Naturschutzbereich bindend, wozu neben KfW und GIZ in einigen Fällen auch der WWF zählt.

    Wie dieser Leitfaden jedoch eingehalten wird, ist schleierhaft und sollte ebenfalls Gegenstand von Überprüfungen sein. Bis zu dieser Überprüfung darf es kein „weiter-so“ geben. Genau das tut die Bundesregierung aber, indem sie bereits ein neues Programm zur Schutzgebietsfinanzierung im Kongo-Becken aufgesetzt hat, bei dem sie wahrscheinlich wieder mit den gleichen kritischen Akteuren (WWF, nationale Naturschutzbehörden) kooperieren wird. Anstatt nur immer auf Vorwürfe zu reagieren und zuzugeben, was sich nicht mehr leugnen lässt, sollte die Bundesregierung die derzeitigen Anschuldigungen aktiv aufarbeiten und auch alle kritischen Akteure zu einer Art runden Tisch laden.“

    Andreas Bleck, in der AfD-Fraktion für Naturschutz zuständig, schrieb auf Anfrage von BuzzFeed News:

    „Die AfD-Bundestagsfraktion fordert die Bundesregierung dazu auf, die Förderung der WWF-Projekte, die im Zusammenhang mit den Vorwürfen stehen, einzufrieren. Sollten die Vorwürfe zutreffen, halten wir es für angebracht, die Förderung der WWF-Projekten zu streichen [...].“ Man wolle Einzelfragen an die Bundesregierung stellen und überlege, sich dafür einzusetzen, das Thema auf die Tagesordnung des Umweltausschusses zu setzen.


    Mitarbeit: Emma Loop, Jules Darmanin, Morgane Mounier, Alice Kantor.

    Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch.